20.05.2023     Leben & Bildung

Haus Wartburg macht auf prekäre Situation in der Pflege aufmerksam

Der Deutsche Evangelische Verband für Altenhilfe und Pflege (DEVAP) rief bundesweit alle diakonischen Einrichtungen auf, sich mit dem Motto „Es ist fünf nach zwölf“ an die Öffentlichkeit zu wenden. Auch Beschäftigte, Bewohnerinnen und Bewohner des Alten- und Pflegeheimes Haus Wartburg taten ihren Unmut kund zum Tag der Pflege auf dem Marktplatz in Lehre.

Foto (© Gemeinde Lehre): Haus Wartburg hält ihre gebastelten Schilder gegen die Pflegesituation in die Luft.

Foto (© Gemeinde Lehre): Haus Wartburg hält ihre gebastelten Schilder gegen die Pflegesituation in die Luft.

Zusammen versammelten sie sich mit einem überdimensionalen Wecker, der die Zeit 12:05 Uhr anzeigte, und selbstgestalteten Plakaten zu einem Pressetermin auf dem Marktplatz, um auf die katastrophale Situation in der Pflege aufmerksam zu machen. Heimleiter Björn Jüppner: „Dieser Tag ist sehr wichtig, um ein öffentliches Zeichen zu setzen. Viele Menschen wissen überhaupt nicht, was Pflegenotstand real bedeutet. Es ist Alltag geworden, dass wir trotz hoher Nachfrage nach Heimplätzen Betten leer stehen lassen müssen, weil nicht ausreichend Personal vorhanden ist. Die Hilfesuchenden sind verzweifelt.“

Bundesweit können viele Pflegeheime inzwischen aufgrund von Personalmangel nicht mehr voll belegen, wöchentlich gibt es Meldungen, dass Pflegeheime geschlossen werden. Studien belegen, dass sich das in Zukunft nicht entspannen wird. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird bis zum Jahr 2030 auf bis zu 6 Millionen um 20 Prozent ansteigen, während im gleichen Zeitraum 40 Prozent des Pflegepersonals aus Altersgründen aus dem Berufsleben ausscheidet. „Das Berufsbild der Pflege muss deutlich aufgewertet werden. Insbesondere die Arbeitsbelastung muss sinken, damit Pflegeberufe wieder attraktiver werden“, betonte Sigrid Ferneschild, die im Haus Wartburg als Pflegedienstleitung tätig ist.

Für Peter Boeck, Wohnbereichsleiter und Mitglied im Betriebsrat, ist Pflege eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Er kritisiert die Politik deutlich: „In andere Teilbereiche fließen scheinbar problemlos Millionenbeträge, die Pflege hingegen ist katastrophal unterfinanziert.“

Heimleiter Björn Jüppner äußerte sich zum Abschluss an die anwesenden Landtagsabgeordneten, Swantje Schendel (Grüne) und Jörn Domeier (SPD), die zu einem anderen Thema zu Besuch bei Bürgermeister Andreas Busch im Rathaus waren: „Die Lage im Pflegebereich ist ernst wie nie. Es reicht nicht aus, nur den Personalschlüssel in der Pflege zu verbessern. Gemeinsam müssen Wege gefunden werden, um mehr Menschen für den Pflegebereich zu gewinnen. Nur mit mehr Personal können sich die Arbeitsbedingungen verbessern.“ Andreas Busch: „In der Pflege haben wir seit Jahren ein riesiges Problem, da muss sich endlich etwas ändern – am Ende betrifft es uns alle!“