01.10.2024     Rathaus + Bürgerservice

30 Jahre „Hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte“

Am heutigen 1. Oktober 2024 feiert die Gemeinde Lehre ein ganz besonderes Jubiläum, nämlich das Amt der hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragten, welches hier nun seit 30 Jahren existiert. Erst als Frauenbeauftragte benannt und dann seit rund 20 Jahren als Gleichstellungsbeauftragte, wurden bis jetzt fünf Mitarbeiterinnen der Gemeinde auf dieser Stelle besetzt.

Foto (© Gemeinde Lehre): Die Gleichstellungsbeauftragte Lisa-Marie Westphal(vorne links) gemeinsam mit den Gemeinderatsmitgliedern.

Foto (© Gemeinde Lehre): Die Gleichstellungsbeauftragte Lisa-Marie Westphal(vorne links) gemeinsam mit den Gemeinderatsmitgliedern.

Erste Frauenbeauftragte war Karen Schütte, die nachdem sie das Amt an ihre Nachfolgerin übergeben hatte, noch bis zum Renteneintritt als Standesbeamtin in der Verwaltung tätig war. Seit letztem Jahr ist das Amt der Gleichstellungsbeauftragten von Lisa-Marie Westphal besetzt und mit Saskia Speckmann steht auch eine ständige Vertreterin jederzeit zur Verfügung.

Anlässlich des Jubiläums hielt Lisa-Marie Westphal in der letzten Gemeinderatssitzung eine kurze Rede und bedankte sich bei allen Ratsmitgliedern für die jahrelange Unterstützung des Gemeinderates zur Beschäftigung einer hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragten.

„Dass in der Gemeinde Lehre seit Jahrzehnten diese Stelle hauptamtlich besetzt ist, ist ein großer Verdienst des Gemeinderates, ohne den die Schaffung der Stelle in dieser Form nicht möglich gewesen wäre. Der Rat und alle Fraktionen setzen damit seit 30 Jahren sichtbar ein Zeichen für die Gleichstellung“, so Westphal.

Hintergrund dazu ist, dass die Gemeinde Lehre nicht die gesetzlich geregelte Grenze von 20 000 Einwohnenden überschreitet und aus diesem Grund keinen finanziellen Ausgleich vom Land Niedersachsen für die Beschäftigung einer hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragten erhält. Für Gemeinden in der Größe von Lehre ist lediglich eine ehrenamtliche Beschäftigung vorgesehen. Der Rat der Gemeinde Lehre entschied aber damals direkt, statt eines Ehrenamts, die 20 Stunden hauptamtlich zu besetzen und seit 2021 sind fünf Stunden für eine ständige Vertreterin ebenfalls bewilligt worden.

„Wir brauchen weiter eine Gleichstellungsbeauftragte, die sich engagiert und politisch legitimiert für alle Themen der Gleichstellung einsetzt“, betont Gemeindebürgermeister Andreas Busch.

Erst in den 1960er Jahren gab es Fortschritte in Sachen Frauenrechte: So durften Frauen damals selbstständig ein Konto eröffnen oder ein Arbeitsverhältnis ohne Zustimmung des Ehemannes kündigen. Doch erst seit 1997 ist die Vergewaltigung in der Ehe strafbar.

Aber noch heute sind Frauen beispielsweise in Führungspositionen, sowie bei der Besetzung von Vollzeitstellen, das unterrepräsentierte Geschlecht und schultern statistisch gesehen den Großteil der Familienarbeit, auch neben dem Beruf. „Dass ich mein Leben so gestalten kann wie ich es möchte, habe ich allen Vorgängerinnen im Bereich der Gleichstellungsarbeit sowie allen Menschen, die sich seit Jahrzehnten für Frauenrechte einsetzen, zu verdanken. In diesem Sinne führe ich die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten gewissenhaft weiter fort, um einen Beitrag für unsere Gesellschaft zu leisten“, sagt Westphal.

Ein Blick auf die vergangenen 30 Jahre zeigt, dass durch die Arbeit von Gleichstellungsbeauftragten bereits viel erreicht wurde. Frauen in der Gemeinde Lehre haben seither damit eine Anlaufstelle, wenn sie Hilfe suchen.  Dies ist durch die jahrelange Vernetzungsarbeit in frauenrelevanten Institutionen und Zusammenschlüssen durch die fünf Gleichstellungsbeauftragten der Gemeinde ermöglicht worden. Weiter wahrt die Gleichstellungsbeauftragte den Gleichstellungsauftrag innerhalb der Verwaltung und begleitet Vorstellungsgespräche und interne Abläufe.

„Die Gleichstellungsbeauftragte ist per Gesetz nicht weisungsgebunden in ihrer Arbeit, allerdings ist sie gegenüber Mitarbeitenden der Verwaltung auch nicht weisungsbefugt. Es muss also mitunter gut argumentiert werden und ein gesundes Maß an Überzeugungskraft ist manchmal gefragt“, erklärt Saskia Speckmann als ständige Vertretung der Gleichstellungsbeauftragten.

Im Rahmen der Ratssitzung gab die Gleichstellungsbeauftragte Lisa-Marie Westphal auch die Veröffentlichung des von ihr erstellten Gleichstellungsplans für die Jahre 2024 bis 2027 bekannt, der hier einsehbar ist.