Erinnerungsarbeit als Auftrag
Der 11. April 1945 ist ein wichtiger Tag in der Geschichte der Gemeinde Lehre. An diesem Tag vor 80 Jahren befreiten US-amerikanische Truppen Lehre vom NS-Regime. Dass die Übergabe friedlich verlief, ist auch dem mutigen Einsatz der Lehrschen Bürger Hermann Bumcke und Wilhelm Koch zu verdanken. Bei der Gedenkveranstaltung, zu der auch der US-amerikanische Generalkonsul Jason Chue aus Hamburg gekommen war, wurden an der Friedenseiche vor der Börnekenhalle Kränze niedergelegt und eine Gedenktafel enthüllt.
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Bild: © Gemeinde Lehre
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Der schwer kriegsverletzte Herman Bumcke und der Landwirt Wilhelm Koch gingen den amerikanischen Truppen am 11. April 1945 mit weißer Fahne entgegen und übergaben den Ort so friedlich den Befreiern. „Er hat aus seiner Sicht lediglich getan, was getan werden musste. Für mich war seine Tat ein selbstloser Akt von Zivilcourage“, erklärt Herman Bumckes Tochter Sigrid Schrader in ihrer Rede bei der Gedenkveranstaltung.
Auch Bumckes Ur-Enkelin Lisa-Marie Westphal sagte zu seinem Vermächtnis: „Zivilcourage, Nächstenliebe und Respekt sind Werte, die durch ihn tief in unserer Familie verankert sind und die ich auch für mich übernommen habe und unserem Sohn weitergeben werde.“
Alle Beteiligten waren besonders dankbar, dass neben den Nachfahren von Hermann Bumcke auch Generalkonsul Jason Chue bei der Kranzniederlegung dabei war. Er durfte sich vorab in kleiner Runde im Ratssaal in das Goldene Buch der Gemeinde Lehre eintragen. In seiner Ansprache lobte er das Engagement für die Erinnerungsarbeit in Lehre und dass diese hier als Auftrag verstanden wird.
„Die Erinnerungsarbeit schützt vor dem Vergessen“, betonte auch Gemeinderatsvorsitzender Jürgen Haberland, der durch die Veranstaltung führte. An der Friedenseiche, die 2022 Orts- und Gemeinderat gemeinsam gepflanzt haben, wurde an diesem Tag eine Gedenktafel enthüllt. Diese wurde vom Ortsrat gespendet und zusammen mit Ortsheimatpfleger Wilhelm Knigge erstellt. Ortsbürgermeister Heinrich Köther betonte: „Die Tafel ehrt den Verdienst von Hermann Bumcke und Wilhelm Koch und soll aber auch als Mahnmal dienen, damit die Lehren aus der Vergangenheit niemals vergessen werden.“
Gemeinsam legte der Generalkonsul mit Bürgermeister Andreas Busch und dem Ortsrat je einen Kranz an der Friedenseiche nieder. Andreas Busch bedankte sich bei Jason Chue für sein Kommen und betonte das „als starkes Zeichen der Freundschaft zwischen unseren Völkern“.
„Offenheit, Toleranz und Demokratie sind die gemeinsam Werte, für die ich einstehe“, bekräftigte auch Generalkonsul Chue.
„Wir müssen gemeinsam dafür einstehen, dass die Erinnerung an das Geschehene lebendig bleibt und aus unserer Geschichte eine Verantwortung erwächst“, so Busch weiter. Diesen Auftrag der Erinnerungsarbeit erfüllt auch der ehemalige Ratsherr Uwe Otte mit großem Engagement. Auch in diesem Jahr bot er am 12. April einen geführten Rundgang auf dem Gelände der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt (Muna) an. Dort erinnerte er an die Befreiung vor 80 Jahren durch die amerikanischen Truppen und die sowjetischen Zwangsarbeiter, die in der Muna dem NS-Regime zum Opfer gefallen sind.
„Wir müssen wachsam sein und bleiben gegenüber Hass, Intoleranz und antidemokratischen Tendenzen“, betont Andreas Busch.